lingstragödie ein Ende setzt und alle Grenzen zwischen Israel und den arabischen Staaten öffnet. Wenn alle Seiten das im Prinzip annähmen, wären 90 Prozent der Probleme in dieser Region gelöst. Unter amerikanischer Ägide könnte dann über die praktischen Probleme, die mit einer solchen Regelung verbunden sind, verhandelt werden. Niemand im Nahen Osten bezweifelt, daß das hauptsächlich von den USA abhängt.

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Und damit gelangt man zu dem zwingenden Punkt: Ist es überhaupt im amerikanischen Interesse, einen wirklichen Frieden im Nahen Osten zu etablieren? Oder besser gesagt: Glauben amerikanische Staatsmänner daran, daß ein wirklicher Frieden im amerikanischen Interesse liegt? Scheinbar spricht alles für ein solches amerikanisches Interesse. Bis vor kurzem war der Nahe Osten ein potentieller Brandherd, der einen amerikanisch-sowjetischen Brand auslösen konnte. Das hat aber weder die Amerikaner noch die Russen dazu gebracht, ihre Klienten zu einem Frieden zu zwingen. Statt dessen haben sie ihnen weiterhin Vernichtungswaffen geliefert und sich darauf verlassen, daß sie auch in Zukunft alles kontrollieren könnten. Eine Fortsetzung der Genfer Friedenskonferenz, die die Sowjets immer vorgeschlagen haben, ist von den Amerikanern konsequent verhindert worden. Auf dieser Konferenz 1973 (sie dauerte nur einen Tag) hatten die USA und die UdSSR gemeinsam den Vorsitz. Wichtiger war es Washington damals aber, die Einflußnahme der Sowjetunion einzugrenzen, als den Frieden zu fördern.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich die Fage natürlich grundlegend verändert. Im Nahen Osten ist der sowjetische Einfluß praktisch verschwunden. Alle Staaten in dieser Region sind jetzt mehr oder weniger - eher mehr als weniger - von den USA abhängig. Für Amerika wäre das eine glänzende Gelegenheit, Frieden zu stiften. Nach Beendigung der Golfkrise, die das politische und militärische Prestige Ame¬

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