so aus, als ob die Regierung, vor Angst gelähmt, sich nicht entschließen könnte, etwas zu tun. Die Armee wurde ungeduldig. Jeder Tag, der vergeht, so dachten alle, macht die Lage noch schlimmer. Dann kam der Befehl, und die israelische Armee brach in alle Richtungen aus. In wenigen Stunden war die ägyptische Luftwaffe vernichtet. Drei arabische Heere, das ägyptische, jordanische und syrische, wurden zerschlagen. Als der sechste Tag zu Ende ging, war ganz Palästina, die ganze SinaiHalbinsel und waren die Golanhöhen in israelischer Hand; Gebiete, die bei weitem größer waren als Israel selbst. Die Euphorie war unbeschreiblich. Ganz Israel fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes siegestrunken. Die übergroße Begeisterung machte jede vernünftige Überlegung unmöglich.
Im Rückblick sieht alles anders aus. Nasser hatte gar nicht daran gedacht, Israel anzugreifen, sondern wollte vielmehr durch eine leere militärische Geste seine Solidarität mit Syrien demonstrieren. Die ägyptische Armee wurde in Israel immens überschätzt. Die israelische Regierung unter Levi Eschkol hoffte nicht auf ein Wunder, sondern auf das grüne Licht Amerikas zum Angriff. Der israelische Generalstab unter Jitzchak Rabin - der beste, den die israelische Armee je gehabt hat - war auf den Krieg vorzüglich vorbereitet und hatte nur darauf gewartet, daß Nasser seine Truppen in die Sinai-Wüste, eine natürliche Panzerfalle, verlegte. Aber zur damaligen Zeit konnte das niemand wissen. Auch die Spitzenpolitiker waren ehrlich um die Existenz des Staates besorgt.
Bei Kriegsende besaß Israel eine einmalige Gelegenheit, Frieden zu schließen. Alle palästinensischen Gebiete befanden sich zum ersten Mal in seiner Hand. Israel konnte sie den Palästinensern als Staatsgebiet anbieten, unter psychologischen und politischen Bedingungen, die - weit über einen Frieden hinaus - eine friedliche Nachbarschaft und Zusammenarbeit ermöglicht hätten. Die Palästinenser, und eigentlich die ganze arabische Welt, litten noch an den Nachwirkungen des Schocks und waren daher für neue Ideen aufnahmebereit.
Diese historische Chance wurde vertan - aber nicht, weil