Aber wo ist die israelische Friedensbewegung?
Sie ist ein Opfer des Golfkrieges geworden. Schon am Anfang der Krise brach sie zusammen. Ihre Stimme war kaum von der der Ultra-Rechten zu unterscheiden. Auch sie rief zum Krieg auf; man hatte fast den Eindruck, daß sie froh war, sich endlich wieder inmitten des nationalen Konsenses zu befinden. Auf dem Höhepunkt der Krise veröffentlichte eine Gruppe hochangesehener Schriftsteller, darunter Amos Oz und A. B. Jehoschua, einen leidenschaftlichen, den Krieg bejahenden und die Anti-Kriegsdemonstrationen der deutschen Friedensbewegung verdammenden Aufruf. Als die Palästinenser sich auf die Seite Saddam Husseins stellten, schrieb Jossi Sarid, einer der profiliertesten Wortführer der Friedensbewegung, einen wütenden Artikel mit der Überschrift: "Jetzt könnt Ihr mich suchen!". Ab jetzt, so schrieb er, stehe er nicht mehr für einen Dialog mit den Palästinensern zur Verfügung. In anderen Artikeln drückte er sich noch extremer aus und berief sich auf die angeblichen "Dachtänzereien" in den besetzten Gebieten. Nur eine winzige Minderheit blieb sich selbst treu und fuhr fort, gegen den Krieg zu protestieren. Bei Kriegsende war die Friedensbewegung so gut wie tot, von sich selbst erschlagen. Als bedeutender Faktor innerhalb der israelischen Politik existiert sie nicht mehr. Die öffentliche Meinung nahm sie nicht mehr ernst. Um zu verstehen, wie das passieren konnte, muß man einige Jahre zurückschauen.
In Wirklichkeit hat es in Israel nie eine "Friedensbewegung" im Sinne einer einzigen, großen Organisation gegeben. Der Ausdruck ist eine Fehlbezeichnung. Was mit diesem übergreifenden Begriff bezeichnet wurde, war in der Realität eine große Anzahl von Friedensgruppen verschiedener Art, große und kleine, gemäßigte und radikale. Diese diversen Gruppierungen lassen sich in zwei Lager teilen. Das kleinere besteht