Araber wollen die Juden ins Meer werfen. Israel dagegen ist ein friedliebender Staat, der den Arabern immer seine Hände zum Frieden entgegengestreckt hat, um dafür von den Arabern immer wieder das Messer in den Rücken gestoßen zu bekommen. In dieser Beziehung existiert kein Unterschied zwischen einem israelischen Friedensaktivisten und einem israelischen Neofaschisten - beide haben sie in der Schule dasselbe Welt- und Feindbild geliefert bekommen. Es liegt in der menschlichen Natur begründet, daß nach der Formierung eines solchen Bildes alle bestätigenden Erlebnisse und Eindrücke akzeptiert und verarbeitet werden, während alle gegenteiligen Erfahrungen ganz einfach verdrängt und ignoriert werden.

*

Ein Vergleich mit Amerika liegt nahe. 1991 wurde der Oscar, die Auszeichnung der amerikanischen Filmindustrie, einem Film verliehen, der angeblich eine neue Einstellung gegenüber den Indianern propagiert. "Mit den Wölfen tanzen" (in Deutschland unter dem Titel "Der mit dem Wolf tanzt") zeigt, daß die Indianer nicht nur recht hatten, sondern zudem auch ein nettes und sympathisches Volk waren. Bis dahin gab es nur eine winzige Anzahl von Filmen, die es wagten, die Indianer in diesem Licht zu zeigen und entsprechend die US-Kavallerie als ein Instrument des Völkermords darzustellen. Dieser prämierte Film ist mehr als zweihundert Jahre nach der Gründung der USA und mehr als hundert Jahre nach Beendigung der "Indianerkriege" entstanden. So lange brauchte es, bis die weißen Amerikaner ihrer Vergangenheit offen ins Auge sehen konnten. Daß der "amerikanische Traum" auf der Ausrottung eines Volkes und seiner Kultur beruht - dieses Eingeständnis war einfach zu schmerzlich. Die Bewältigung dieser Vergangenheit steckt auch jetzt noch in ihren Anfängen. Sicher wäre die Situation noch bei weitem schwieriger, wenn die Geschichte der Vereinigten Staaten anders verlaufen wäre, als sie es ist. Zum Beispiel: wenn die weltpolitischen Gegebenheiten die Ausdeh¬

83