Eine der wichtigsten Persönlichkeiten in Israel ist der Staatskontrolleur - ein von der Knesset ernannter unabhängiger Beauftragter, der alle Organe des Staates regelmäßig kontrolliert und jedes Jahr einen umfangreichen Bericht mit zumeist aufsehen erregenden Ergebnissen veröffentlicht. Zur Zeit sitzt auf diesem Posten eine recht kriegerische Dame, Miriam BenPorat, eine ehemalige Richterin des obersten Gerichtshofes. Die jüngsten Untersuchungen des Kontrollamtes während des Golfkrieges ergaben unter anderem, daß ein Drittel der Gasmasken, die während der Golfkrise an die Bevölkerung verteilt worden waren, nicht effektiv funktioniert hätten. Die Armee bestritt diese Feststellung wütend, aber die Kontrolleurin war unerbittlich und bestand hartnäckig auf den Untersuchungsergebnissen ihrer Experten.
Das ganze Kapitel der Gasmasken mag Außenstehenden etwas eigentümlich erscheinen und ist vielleicht nur wichtig, weil es ein Bild vermittelt von der Stimmung im Land während des Krieges.
Zu Beginn der Krise war das israelische Militär beinahe völlig überzeugt davon, daß Saddam Hussein zwar Femraketen besitzt, die Israel erreichen können, aber daß er nicht in der Lage sei, sie mit Giftgas auszurüsten. Giftgasgranaten und Giftgasbomben sind eine Sache - und man wußte ja, daß Hussein sie hatte -, aber Giftgasraketen sind etwas ganz anderes, denn sie bedürfen einer hochentwickelten Technologie. Es war zu Beginn des Krieges nicht sicher, ob Hussein sich im Besitz dieser Technologie befand. Klar war nur, daß er niemals eine solche Waffe ausprobiert hatte. Für Militärexperten schien es deshalb äußerst unwahrscheinlich, daß Saddam eine niemals zuvor getestete, neue Waffe effektiv würde einsetzen können. Deshalb wollte das Militär in Israel - anders als die Politiker auch keine Gasmasken verteilen. Diese wiederum traten gemeinsam mit den Journalisten an die Öffentlichkeit. Außenminister David Levy zum Beispiel, ein Mann mit populistischen Manieren, verlangte empört, daß man an die Bevölkerung Gasmasken verteilen müsse, um deren Leben zu schützen. Bald war