wohnlichen Luftangriff bleibt nach dem Alarm eine gewisse Zeit, bis die Flugzeuge ihre todbringende Fracht abwerfen, denn der Radar entdeckt sie schon von weitem. Anders Raketen, sie sind viel schneller. Zu Beginn des Krieges heulten die Sirenen kaum eine Minute vor dem Absturz der Rakete. Die Luftschutzkeller, die sowieso keinen Schutz gegen Giftgas bieten konnten, waren in einem so kurzen Zeitraum überhaupt nicht zu erreichen - abgesehen davon, daß sie an vielen Orten gar nicht existierten. Es blieb kaum die Zeit, das abgedichtete Zimmer in der Wohnung vor dem Fall der Rakete zu erreichen und die Gasmaske anzuziehen, insbesondere dann, wenn man noch Kleinkinder gesondert schützen mußte.
Als die erste Rakete fiel, befand sich praktisch die gesamte Bevölkerung Israels, Gasmasken tragend, in ihren Zimmern eingeschlossen, die Kinder und auch viele Erwachsene von Todesangst befallen, Klebestreifen und Nylon als einzige Schutzmittel gegen den drohenden Tod. Um Meldungen über die Einschläge von Raketen zu hören, hatte man das Radio angestellt, das pausenlos in fünf Sprachen (für die Neueinwanderer) Instruktionen für das Verhalten im Ernstfall verkündete, abwechselnd mit vermeintlich beruhigenden Äußerungen der Armeesprecher, die die Besorgnis aber nur vergrößerten.
Da die Raketen fast immer nachts fielen (tagsüber konnten amerikanische Flugzeuge die mobilen Raketenabschußrampen entdecken), beschlossen Hunderttausende, die bedrohten Städte, vor allem Tel-Aviv und Haifa, abends zu verlassen, um erst am Morgen zurückzukommen. Diejenigen, die blieben, fühlten sich wie Helden. Nachts war Tel-Aviv eine belagerte Stadt mit der Kameradschaft und dem Stolz, die solchen Städten dann eigen sind. Als die Raketeneinschläge Zunahmen und zahlreiche Häuser durch "konventionelle" Raketen zerstört oder beschädigt wurden, wurde es immer offensichtlicher, daß Hussein tatsächlich nicht im Besitz von Giftgasraketen war. Die Vorwarnzeit verlängerte sich wieder auf fünf Minuten, und viele Einwohner begannen, die offiziellen Warnungen zu ignorieren und die Luftschutzkeller aufzusuchen. All das kann zur