lisch verhielt und diese Politik seinen Trabanten aufzwang, kam eine pro-israelische Einstellung bei Gegnern des sowjetischen Systems nahezu zwangsläufig auf. Eine Annäherung an Israel erscheint daher in Ost-Europa zur Zeit populär, sozusagen als ein weiteres Symbol der neuen Zeit. Aber es gibt noch einen anderen Grund.
Der israelische Einfluß in Amerika ist bekannt. In Ost- Europa wird er jedoch stark überschätzt. Viele Politiker glauben tatsächlich, daß Israel Washington beherrscht und der jüdische Einfluß dort genügte, um ihnen selbst Riesenkredite und -Zuschüsse zu bewilligen. Von Moskau bis Sofia ist man überzeugt, daß der Weg nach Washington über Jerusalem führt.
Wenn man will, kann man auch darin eine Art Antisemitismus sehen, eine Form des Glaubens an die "Protokolle der Weisen von Zion", die eine Weltherrschaft der Juden behaupten. Wie so oft ist die Entfernung zwischen Antisemitismus und Philosemitismus nicht allzu groß. (Während der Nazizeit erzählte ein jüdischer Witz von einem Juden, der prinzipiell nur den "Stürmer" las. "In allen anderen Zeitungen steht, daß die Juden hilflos sind", erklärte er, "nur im Stürmer kann ich lesen, daß die Juden die Welt beherrschen.")
Die Massenauswanderung von meistens hochqualifizierten Juden aus der Sowjetunion, mit offizieller Genehmigung und bisweilen sogar Ermutigung, stellt ein weiteres Symptom dieser neuen Einstellung in Moskau dar. Damit geht Israels brennender Wunsch in Erfüllung. Man rechnet dort mit bis zu drei Millionen Einwanderern aus der Sowjetunion innerhalb weniger Jahre, die die Demographie des Landes total verändern werden - zu Ungunsten der Palästinenser, versteht sich.
Diese Masseneinwanderung wirkt wie eine soziale und wirtschaftliche Sintflut. Sie trat ganz unerwartet ein; es war, wie gewöhnlich in Israel, nichts geplant und vorbereitet. (Israelis sind ungeheuer stolz auf ihr Improvisationsvermögen, aber die Kehrseite der Medaille ist das Unvermögen, auch nur irgend etwas zu planen.) Wohnungsmangel und Massenarbeitslosigkeit sind schon nach den ersten Hunderttausenden, die in das