Irgendwo im Nahen Osten, vielleicht in Kairo, vielleicht in Amman oder in Ramallah, lebt ein i6jähriger Junge. Er heißt Muhammad. Muhammad hat den Golfkrieg aus der Feme mitgemacht. Es war ihm ein traumatisches Erlebnis, das sein Leben formen wird. Muhammad war von Saddam Hussein begeistert. Um das zu verstehen, muß man wissen, was Muhammad bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr in sich aufgenommen hat - zu Hause, in der Schule, auf der Straße:
Nachdem der Prophet, dessen Namen erträgt, der Welt das Licht gebracht hatte, war der Islam jahrhundertelang Träger der Kultur, der Wissenschaft, des Fortschritts überhaupt gewesen. Europa dagegen war barbarisch und obskurantisch, das Reich der Kalifen das Zentram der aufgeklärten Menschheit. Dann kamen die Mongolen von Osten her und verwüsteten den Irak, der sich nie so recht davon erholt hat, und die Kreuzritter aus dem Westen, die in Jerusalem bis zu den Knien durch arabisches und jüdisches Blut wateten. Beide Seiten wurden zurückgeschlagen. Noch schlimmer waren die Türken, die zwar den Islam angenommen hatten, aber dennoch die arabische Welt unterjochten und für vier Jahrhunderte jeden Fortschritt verhinderten. So versank die Pracht der arabischen Welt.
Nach dieser langen Periode der Finsternis wachte die arabische Welt gegen Ende des letzten bzw. Anfang dieses Jahrhunderts wieder auf. Das Vorbild lieferte Europa, europäische Kultur, westlicher und weltlicher Nationalismus, der dem arabischen Wesen an sich fremd war. Die Araber haben dem Westen vertraut. Im Ersten Weltkrieg glaubten sie den Engländern, als diese ein großes arabisches Königreich versprachen, um damit die Araber gegen ihre türkischen Glaubensgenossen aufzuwiegeln. Sie glaubten auch dem amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, der allen Völkern Selbstbestimmung versprach. So groß die Versprechungen, so groß der Verrat.