Es wird einige Zeit dauern, bis das Ausmaß der Schande, das die arabische Welt im und durch den Golfkrieg erfahren hat, der arabischen Jugend klar geworden sein wird. Die irakische Armee hat keine ehrenvolle Niederlage gegen eine gewaltige Übermacht erlitten. Sie hat einfach nicht gekämpft. Saddam Hussein ist nicht auf dem Feld der Ehre gefallen. Er hat sich und sein Regime auf jämmerliche Art und Weise gerettet.

Nach dem großen Krieg von 1948, während dessen Verlauf der embryonische jüdische Staat fünf reguläre arabische Heere schlagen konnte, dauerte es einige Jahre, bis den Arabern das volle Ausmaß der Demütigung bewußt wurde. Drei Jahre nach dem Waffenstillstand jagten die ägyptischen "freien Offiziere", die in Palästina gekämpft hatten, den korrupten König Faruk in einer unblutigen Revolution aus dem Lande. Das alte Regime am Nil brach zusammen wie ein Kartenhaus.

Danach passierte dasselbe auch anderswo: in Syrien, im Irak, in Libyen. Die Fatah-Bewegung trat ins Leben. In anderen arabischen Staaten wackelten die Königsthrone. Die Nachwehen des 1948er Krieges haben das Gesicht der arabischen Welt verändert.

In Israel glaubte man zu Beginn des Jahres 1949, daß der Sieg fast automatisch zum Frieden führen werde und das ganze nur eine Frage der Zeit sei. Die Araber, so dachte man, werden sich an die neue Lage gewöhnen und Israel schon anerkennen. Israel selbst braucht dafür nichts zu tun - weder die Hunderttausende von vertriebenen Palästinensern auch nur zum Teil zurückholen, noch den Palästinensern zu einem eigenen Staat verhelfen. Umsonst warnte ein weitblickender Historiker wie Arnold Toynbee davor, daß der neue Staat zu einem ständigen Krieg verdammt sein werde, verzichte Israel auf eine große, ehrenvolle Geste. Toynbee wurde einfach als "Antisemit" abgetan.

Der Golfkrieg kann noch wesentlich schlimmere Folgen zeitigen und sich für alle Beteiligten, und besonders für Israel, als ein wahrer Pyrrhussieg erweisen. Muhammad und die Millionen seiner Altersgenossen, vom Atlantischen bis zum Indischen

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