Theorie, kaum aber in der Praxis. Muhammad kann alles zusammen und zugleich sein - und er ist das auch meistens.
Aber eine arabische Revolution kann verschiedene Formen annehmen. Für viele bedeutet die Fahne des Islams ein Symbol des Rückschritts und wird von ihnen als ein Hindernis für die Modernisierung und Selbstbefreiung der Araber gewertet. Sie glauben wesentlich mehr an technologischen Fortschritt und Geburtenbeschränkung als an Tradition. Zwar hat der Marxismus in den islamischen Massen nie Fuß gefaßt und war immer eher ein Spielzeug arabischer intellektueller Eliten (mit starkem christlichem und jüdischem Einschlag), ein säkularer, revolutionärer Nationalismus aber ist dennoch nicht ausgeschlossen. Die Ba'ath-Partei bietet ein Beispiel dafür.
Für junge Palästinenser stellt die Intifada eine Art Laboratorium aller dieser Alternativen dar. Sie stehen im aktiven Kampf, riskieren täglich ihr Leben in der Konfrontation mit scharf schießenden israelischen Soldaten, werden verwundet, geschlagen, unter "mäßigem körperlichem Druck" verhört. Riesige Gefangenenlager, wie "Ansar" an der ägyptischen Grenze, sind revolutionäre Schulen und Diskussionszentren. Je gewalttätiger und brutaler die Konfrontation wird, desto stärker entwickelt sich der islamische Untergrund, weil seine hochmotivierten Mitglieder noch fanatischer sind und auch vor Selbstmordaktionen nicht zurückschrecken. Aber die große Mehrheit der Intifada ist auch heute noch weltlich orientiert, wenn auch hier die Grenzen ziemlich vage sind. Ein islamischer Glaubenskämpfer kann ohne weiteres sein Leben für die palästinensische Nationalfahne riskieren, die mit der grünen Fahne des Propheten konkurriert. Wenn jemand ihnen einen Palästinenser-Staat in einem Teil des Landes anbieten würde, wären auch die meisten islamischen Widerstandskämpfer begeistert.
So oder so, Muhammad sucht nach einer revolutionären Lösung. Jeden Tag sind Israel, die Ölscheichs und die korrupten arabischen Diktatoren lebendige Mahnungen daran, daß die arabische Welt um ihr Leben kämpfen muß, daß es so nicht weitergehen kann, daß die arabische Schande sein Leben ver-