fahrer Völkermord im Rheingebiet betrieben, flohen die Juden in das gastfreundliche Polen und nahmen die deutsche Sprache von damals mit. Als dann Polen gefährlich wurde, zogen sie massenhaft nach Amerika. Sogar Hitler mit seiner industriellen Massenmordmaschine ist gescheitert. Er hat sechs Millionen Juden umgebracht, aber das jüdische Volk hat das Dritte Reich überlebt. Das gesamte Leben in der Diaspora war auf dieser Mobilität aufgebaut. Juden wurden Dichter, Schriftsteller, Mathematiker, Ärzte, aber nicht Architekten. Buchstaben, Ziffern, Ideen im Kopf kann man mitnehmen, wenn man Hals über Kopf fliehen muß, Gebäude aber nicht.
Der Zionismus hat diese Art "gefährlicher Sicherheit" mit einer anderen Art gefährlichen Lebens vertauscht. Israel kann sich verteidigen. Es hat eine militärische Macht entwickelt, die ganz "unjüdisch" ist. Aber damit hat die israelische Nation denn es ist eine neue Nation, die aus dem Judentum entstanden ist - eine andere Gefahr auf sich genommen. Damit muß man sich jetzt abfinden.
Ein psychologisches Phänomen, das Nicht-Israelis (und manchmal auch Israelis selbst) verwirrt, ist eine Art doppelter Mentalität. Israelis sehen sich selbst einerseits als eine dominante Militärmacht im Nahen Osten, während sie sich andererseits zur selben Zeit auch in einer Fortsetzung des Warschauer Gettos zu befinden glauben. Holocaust und Sechs-Tage-Krieg, Opfer sein und Sieger sein, das liegt in der israelischen Volksseele nebeneinander und untereinander. Israelische Politiker appellieren häufig in einem Satz an beide Vorstellungen zugleich.
Gerade aufgrund der wirklichen Gefahren glauben "linke" Israelis, daß der Frieden für Israel keinen Luxus darstellt. Auf lange Sicht kann kein Staat existieren, wenn alle seine Nachbarn in ihm einen Todfeind sehen. Israel darf kein neuer Kreuzritterstaat werden. Der Staat ist nicht in der Lage, sich zu einem Sammelbecken der Wissenschaft und Kultur, einem gedeihenden technologischen Industriestaat zu entwickeln, noch kann er eine Masseneinwanderung aufnehmen, wenn er den