Großteil seiner Energien und seines Etats, die besten Talente seiner Jugend, dem Moloch der Verteidigung opfern muß.

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"Rechte" in Israel glauben nicht an den Frieden und halten ihn auch nicht für nötig, "Linke" dagegen glauben, daß der Frieden möglich und lebenswichtig ist. Es gibt noch eine dritte Vorstellung, und vielleicht wird gerade die sich am Ende durchsetzen, obwohl oder gerade weil sie ideologielos ist. Israelische Meinungsforscher, die im Lande nicht so angebetet werden wie ihre deutschen Kollegen, sind seit einiger Zeit von ihren eigenen Ergebnissen verblüfft. Verschiedene Meinungsumfragen zeigen, daß eine Mehrheit der "erwachsenen jüdischen Bevölkerung" in Israel den "Transfer" - also die Massenvertreibung aller Araber aus den besetzten Gebieten - befürwortet. Die Mehrheit ist aber auch für Verhandlungen mit der PLO, und das bedeutet die Errichtung eines Palästinenser-Staates in den besetzten Gebieten.

Diese Resultate schließen sich ohne Zweifel gegenseitig aus. Es kann keine zwei Mehrheiten geben. Was stimmt da also nicht? Die Lösung des Rätsels ist so einfach wie das Ei des Kolumbus, obwohl die Meinungsforscher das nicht verstanden haben. Wie Intellektuelle generell dachten sie nämlich in Kategorien, die Gefragten aber taten genau das nicht.

Man könnte die wahre öffentliche Meinung in Israel folgendermaßen definieren: Was die große Mehrheit mehr als alles andere wünscht, ist, in einem jüdischen Staat zu leben, einem Staat, in dem die Juden unter sich und ohne "Gojim" leben können. Sie wollen keinen binationalen Staat, keinen nichtnationalen Staat und sicher keinen Staat, in dem, wie jetzt in Groß-Israel, mehr als 40 Prozent der Einwohner Araber sind.

Der Glaube an den Status quo - nämlich, daß ein jüdischer Staat existieren könnte, der zwei Millionen Nicht-Juden in den besetzten Gebieten hält, die zwar in Israel arbeiten, aber unsichtbare Personen sind - diese Idee ist der Intifada zum Opfer gefallen.

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