re aus den Augen verlor, wanderte im November 1933 rechtzeitig nach Palästina aus.
Daß Helmut Ostermann seine deutsche Vergangenheit ausgelöscht und unter seinem neuen Namen Uri Avnery das hebräische NachrichtenmagazinHaolam Hazeh (Diese Welt) als Herausgeber und Chefredakteur gegründet hatte, erfuhr ich - inzwischen Herausgeber und Chefredakteur des Spiegel - anläßlich eines Interviews ganz zufällig erst Mitte der fünfziger Jahre. Sein erster Besuch bei mir war an dem Tag, an dem meine Tochter Franziska geboren wurde, und ich sagte ihm, dies sei der glücklichste Tag meines Lebens.
Im israelischen Unabhängigkeitskrieg von 1948 war Avnery als Frontsoldat schwer verwundet worden. Früher als viele andere dachte mein einstiger Schulkamerad mit einem ihm eigenen Patriotismus über Auswege aus dem arabisch-israelischen Konflikt nach. In Israel galt er deshalb als dubioser Linker, als Antizionist. Des Landesverrats wurden wir beide fast gleichzeitig verdächtigt. Uri Avnery hatte sich Ben-Gurion zum Feind gemacht, ich war 1962 gleichzeitig in die sogenannte Spiegel-Affäre verwickelt und bekriegte mich mit Strauß und Adenauer.
"Ich behaupte nicht", schrieb Avnery dem Spiegel 1969 zu einem Text über die Zukunft seines Landes, "objektiv über Israel zu urteilen. Ich glaube auch nicht, daß irgend jemand sonst das könnte."
Doch, er kann. Der Spiegel nnd seine Leser haben ihm etliche kluge Artikel zu verdanken, sei es nun ein Porträt über den israelischen Premierminister Yitzhak Rabin oder eine Titelgeschichte über Nationalismus und Neonazis in Deutschland, die wir vor nicht langer Zeit abdruck-