nenser, die mit einer großen palästinensischen Fahne auf der Straße umherzogen. Das war ein Schock, etwas Unvorstellbares, denn diese palästinensische Fahne war immer verboten gewesen, sie war verboten unter jordanischer Besatzung, und sie war verboten unter israelischer Besatzung. Nur die Fahne im Besitz zu haben, bedeutete drei Jahre Gefängnis; Hunderte mußten wegen dieser Fahne hinter Gitter oder kamen ums Leben, weil sie sie auf elektrische Drähte gehängt hatten und einen tödlichen Stromschlag erhielten. Plötzlich gab es diese Fahne auf der Straße; es war eine unglaubliche Euphorie. Im Laufe des Tages sahen wir dann Hunderte solcher Fahnen.

Ich erinnere mich an eine psychologisch interessante Begegnung. Eine große Gruppe Palästinenser kam mit einigen Fahnen und rief ihre Parolen. Sie stieß auf eine Streife der israelischen Grenzpolizei - die extremste Truppe, die es in Israel überhaupt gibt -, die verblüfft war. Sie wußte im Augenblick der totalen Desorientierung überhaupt nicht, was sie tun sollte. Denn früher hatte man wegen so etwas zumindest in die Luft geschossen. Man sah ihnen am Gesicht an, daß sie nicht wußten, wie sie sich verhalten sollten. Wir gingen dann zum Orienthaus und ließen uns auf den Stufen unter der großen palästinensischen Fahne fotografieren. Es war ein Tag unglaublicher Euphorie, und es war ein Tag, an dem - wenn ich das persönlich sagen darf - all das, was ich über 45 Jahre lang als unabwendbar beschrieben habe, auch wirklich eingetreten ist. Es war eine gewisse Genugtuung dabei, denn man rief mich auch aus Deutschland und von überallher an, um mich zu beglückwünschen und zu fragen, was ich dazu sage. Man brachte es in Verbindung mit mir,

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