Häftlinge freigeben, denen "jüdisches Blut an den Händen klebt". Das ist doch aber in dem Augenblick, wo man einen Krieg beendet, eine lächerliche Definition, denn jeder kämpfende Soldat hat Blut an seinen Händen. Ich auch. Was hat das zu bedeuten? Das würde heißen, daß keine Kriegsgefangenen jemals entlassen werden dürfen. Ich denke, daß diese Haltung auch alle anderen Schwierigkeiten kennzeichnet, wie beispielsweise das schon erwähnte Problem der Siedlungen. Man hat vereinbart, Verhandlungen über die Siedlungen im Mai 1996 zu beginnen. Also hat Rabin formell recht, wenn er sagt: Wir ziehen keinen einzigen Siedler ab, bevor wir verhandeln. Dies ist aber natürlich Unsinn, wenn man weiß, daß am Ende ein Palästinastaat stehen wird und die Siedlungen dann keinen Bestand haben. Das muß man vielleicht erklären. Es gibt ja 800 000 Palästinenser, die Staatsbürger Israels sind; warum sollen nicht 120 000 Israelis Staatsbürger Palästinas werden? Das klingt so schön symmetrisch, hat aber mit der Wirklichkeit überhaupt nichts zu tun. Denn die israelischen Siedler sind keine einfachen Bewohner, die morgen Staatsbürger Palästinas werden könnten. Es handelt sich zum Großteil um fanatische, ideologisch geprägte Menschen, die dort hingezogen sind mit dem einzigen Ziel, den Frieden zu verhindern, da dieser die Rückgabe der besetzten Gebiete an einen palästinensischen Staat bedeuten würde. Und dementsprechend wurden sie auch angesiedelt. Es ist geradezu ironisch, daß die Arbeiterpartei, die ursprünglich gegen diese Siedlungen war, sich jetzt gezwungen fühlt, diese zu verteidigen; denn das bedeutet eigentlich, die Likudpolitik weiterzuführen. Die Siedlungen liegen in einem Gebiet, das die

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