Oslo seine arme Seele aufgab". Wolltest du damit nicht ausschließen, daß das so enden könnte, wenn sich die Bedingungen nicht doch noch irgendwie umkehren, auf israelischer, palästinensischer und internationaler Seite?

Das Wort "enden" gibt es in der Geschichte kaum. Denn nichts geht zu Ende, das Ende ist wieder ein neuer Anfang, ein neuer Zustand. Es gibt kein Zurück. Wer denkt, nach Oslo gehe es zurück zu dem, was vor Oslo war, der irrt sich gewaltig. Denn es ist eine ganz neue Situation geschaffen worden, die nicht rückgängig zu machen ist. Die Frage ist, wohin geht die Entwicklung? Ich sage dazu folgendes: Ich war immer Optimist; manchmal galt ich deswegen beinahe als verrückt. Ich habe viele Vorträge in Deutschland gehalten über das Palästinaproblem, lange vor Oslo, und nachdem ich meinen Vortrag beendet hatte, sagten viele Veranstaltungsleiter immer so halb entschuldigend: "Wir wissen ja, daß Herr Avnery ein unverbesserlicher Optimist ist." Sie meinten das mehr in dem Sinne, jeder ist etwas verrückt, und das ist seine Verrücktheit. Ich bin auch heute noch Optimist in der Hinsicht, daß es keine andere Lösung gibt und es daher zu einer Zwei-Staaten-Entwicklung kommen muß. Die Frage ist, was zwischenzeitlich passieren wird.

Es gibt eine andere Seite der Entwicklung, die man nicht beachtet, die aber existiert. Der Fötus entwickelt sich nämlich, ganz egal, was ringsherum passiert. Es gibt heute einen Palästinastaat, nicht nur im Gazastreifen und in Jericho, sondern auch im besetzten Westjordanland. Auch von Jericho aus entwickelt sich eine palästinensische Polizei, die praktisch schon das ganze Westjordan¬

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