land kontrolliert und von den israelischen Geheimdiensten toleriert wird. Im Grunde ist die Militärverwaltung froh, daß jemand das übernimmt, denn sie hat sich schon lange aus dem Bereich der palästinensischen Bevölkerung zurückgezogen. Es ist die palästinensische Polizei, unbewaffnet und ohne Uniform, von Jericho aus gesteuert, die die Konflikte schlichtet und alle Aufgaben einer Ordnungspolizei erfüllt.

Uber die palästinensische Diaspora entstehen heute schon Ansätze zu einer Unterstützung des Palästinenserstaates mit beispielsweise gemeinsamen Handelskammern zwischen örtlichen palästinensischen Einrichtungen und dem Gazastreifen. Die palästinensische Fahne weht heute über 150 Auslandsvertretungen, die mehr oder weniger - ganz egal, wie der offizielle Status ist - als palästinensische Botschaften gelten. Jeder deutsche Diplomat betrachtet die palästinensische Vertretung in Bonn quasi als die Botschaft eines Staates, der sich in der Entstehung befindet. In Palästina, selbst in Gaza und Jericho, gibt es schon diplomatische Vertretungen, die praktisch Botschaften sind. All dies ist nicht mehr rückgängig zu machen. In dem Augenblick, wo Israel die Palästinenser anerkannt hat, kann man sie sich nicht wieder wegdenken.

Ich war vor kurzem auf einer Konferenz der Vereinten Nationen. Wo früher ein Schild mit der Aufschrift "PLO" stand, steht heute das Schild "Palestine". Ein Staat mit Namen Palästina ist zwar noch nicht auf der Landkarte eingezeichnet, aber praktisch besteht er schon; das ist nicht aufzuhalten. Im März 1995 wurde nach dem Anschlag bei Natanya in Israel eine Meinungsumfrage von dem sehr angesehenen Forschungsinstitut für Strategi¬

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