rolen. Was er wirklich anstellen würde, wenn er an die Macht käme, ist sehr schwer zu sagen, denn er würde zwischen unterschiedlichen Pressionen stehen. Einerseits wird er unter Druck geraten von ehemaligen Politikern wie Sharon und den sehr rabiaten Siedlern, die ihn zwingen werden, alles rückgängig zu machen, den Frieden zu kündigen. Er betont immer, ja, wir werden die Verpflichtungen der vorherigen Regierungen erfüllen. Aber er sagt, auch Arafat habe den Vertrag schon gebrochen, also sei kein Vertrag mehr da, und man könne ihn ignorieren. Auf der anderen Seite muß er in dem Moment, wo er an die Regierung kommt, dieselben Faktoren berücksichtigen wie Rabin - den Druck der Vereinigten Staaten, die internationale und nationale Situation, Sicherheitsaspekte. Es ist denkbar, daß er mehr oder weniger diese Politik fortführt, obwohl das nicht sicher ist; aber eine alternative Politik ist nicht in Sicht. Wenn Druck aus Amerika besteht, wird dieselbe Politik weitergehen. Die Frage ist nur, ob Druck von Amerika kommen wird. Wenn man die israelische Politik bespricht, muß man immer an die Vereinigten Staaten denken. Es gibt einen klassischen israelischen Witz darüber. Die Mitarbeiter des ehemaligen Ministerpräsidenten Eshkol stürzen in sein Zimmer: "Eshkol, ein Unglück! Der Regen ist ausgeblieben! Die Ernte ist kaputt!" Sagt er: "Wo? In Amerika?" "Nein, in Israel." "Das ist ja nicht wichtig." Das hat sehr viel mit israelischer Politik zu tun, denn einem Druck aus den USA kann keine israelische Regierung widerstehen. Netanyahu ist genauso und vielleicht noch amerikatreuer als Rabin, und Rabin ist schon ziemlich extrem auf diesem Gebiet.

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