Experiment, das sie aus der Ferne verfolgten, beinahe so wie amerikanische Juden heute. Es gab damals einen Witz: Was ist ein Zionist? Ein Zionist ist ein Jude, der einen zweiten Juden mit dem Geld eines dritten Juden in Palästina ansiedeln will.
Ich weiß nicht, ob mein Vater jemals Mitglied einer zionistischen Organisation war. Jedenfalls kam ich mit acht oder neun Jahren zur zionistischen Jugendbewegung. Wir hatten eine Uniform wie alle anderen deutschen Jugendbewegungen. Jeder war in Deutschland damals in Uniform. Wir machten Ausflüge und andere Sachen, die eine Jugendgruppe so unternimmt. Ab 1932 war ich mehr an Palästina interessiert als an Deutschland. Ich las zionistische Literatur über neue jüdische Nationalhelden in Palästina; daher war ich sehr begeistert, als mein Vater beschloß auszuwandern.
Mein Vater hat sich sehr früh entschlossen, Deutschland zu verlassen. Er war zu der Zeit Treuhänder am Gericht in Hannover, das heißt ein Mann, der vom Gericht bestellt wurde, um Konkurse zu verwalten. Mein Vater war so gerade wie ein Lineal. Er war sehr beliebt, überall, wo er hinkam; jeder hatte automatisch totales Vertrauen zu ihm. Bei einem dieser Gerichtsverfahren sagte ein deutscher Rechtsanwalt: "Herr Ostermann, Menschen wie Sie brauchen wir nicht mehr in Deutschland." In dem Augenblick soll mein Vater beschlossen haben, Deutschland zu verlassen; es war quasi der letzte Anlaß. Ich erinnere mich noch sehr gut, daß alle meine Onkel und Tanten zu uns nach Hause kamen nach HannoverWaldhausen. Wir hatten dort ein dreistöckiges Haus; scheinbar waren wir ziemlich wohlhabend. Alle Ver¬