Aula, hörte patriotische Reden und sang patriotische Lieder. Damals fing man schon an, zwei Nationalhymnen zu singen, das Deutschlandlied und das Horst-WesselLied. Bei einer dieser Feierlichkeiten standen am Ende alle auf und sangen diese beiden Lieder. Ich stand auch auf, habe aber natürlich nicht mitgesungen und nicht die Hand erhoben. Die ganze Schule stand mit gehobener Hand, mit Hitlergruß, und sang diese Lieder. (Ich glaube, ich war der jüngste Knabe überhaupt in der Schule. Ich bin sehr früh zur Schule gegangen und war sicher ein halbes oder ein Jahr jünger als alle anderen Sextaner.) Es war ein sehr dramatisches Gefühl: Ich war das einzige Kind in der ganzen Schule, das dastand, ohne die Hand zu heben. Danach kamen meine Mitschüler und sagten, wenn das noch einmal passiert, werden wir dich verhauen oder so etwas Ähnliches. Das war mehr oder weniger das Ende, kurz bevor wir abgefahren sind. Es hat mir den Abschied leicht gemacht.
Wir sind von Marseille aus per Dampfer nach Jaffa gefahren. Meine ganze Generation und auch die vorherige ist über Jaffa ins Land gekommen. Man hat damals den Hafen von Haifa noch kaum benutzt, er war noch sehr neu. In Jaffa legten die Schiffe an, und arabische Boote brachten die Passagiere ans Ufer. Es waren stämmige arabische Bootsleute. Wer hatte jemals einen Araber, einen Schwarzen, überhaupt einen Ausländer ge¬