die deutsche Invasion in Kreta ein totaler Mißerfolg war und daß die Deutschen im Kaukasus gar nicht weiterkonnten. Aber in jenem Augenblick sah es so aus.

Während des Krieges waren wir alle damit beschäftigt, wie wir am Ende des Krieges zu einem Staat kommen könnten. Das war unser Hauptthema. Man dachte, was den Juden in Europa passiert, das wissen wir nicht. Das können wir nicht wissen, und wir können da sowieso nicht helfen, also denken wir nicht zuviel daran. Vom Holocaust hatte kein Mensch eine Vorstellung, daß so etwas überhaupt geschehen könnte. Dann begannen Gerüchte zu kursieren, jedoch noch nicht in der Bevölkerung. Ganz oben an der Staatsspitze hatte man natürlich schon ganz andere Informationen, die kamen aber nicht durch. Wir dachten, das Beste, was wir für die Juden in Europa tun können, ist, hier zu kämpfen und einen Staat zu errichten, damit die Juden nach dem Krieg in unseren Staat kommen können. Das heißt, unser Schwerpunkt ist hier, und der Kampf ist hier, und der Kampf geht gegen die Engländer.

Dann begannen auch bei uns alle möglichen Gerüchte zu kursieren. Die haben wir aber nicht geglaubt. Wir dachten, das sei sicher Greuelpropaganda; wir wußten ja vom Ersten Weltkrieg, wie damals die Gerüchte entstanden. Bis die Wende kam, als die Rote Armee in Polen einfiel und das erste Vernichtungslager - ich glaube, es war Maidanek bei Lublin - befreit worden ist. Da kamen die ganzen schrecklichen Meldungen über die Vernichtungslager zum ersten Mal glaubwürdig nach Israel.

Diese verheerenden Nachrichten hatten eine ungeheure Auswirkung auf das Gemeinwesen im damaligen Pa¬

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