lästina. Nicht nur wegen des Schuldgefühls, weil wir in den Jahren zuvor eigentlich gar nicht daran gedacht, sondern unser eigenes Leben geführt und unsere eigene Zukunft im Sinn gehabt hatten. Es gab darüber hinaus noch einen viel tieferen Grund. Der Zionismus war nämlich eine moderne, europäische Nationalbewegung, geprägt vom europäischen Nationalismus. Da alle diese Bewegungen irgendwie antisemitisch waren, hatte man unbewußt diese Ideen über die Juden übernommen, daß sie unproduktiv sind, sich nur mit Börse, Handel und Geld befassen, keine physische Arbeit verrichten, keine guten Soldaten sind. Der Zionismus war ja eine Ablehnung dieser Vergangenheit. Die Menschen hatten ihr Elternhaus verlassen und kamen nach Palästina, um ein neues Leben aufzubauen, und die offizielle Parole war, die nationale soziale Pyramide umzudrehen. Das bedeutete, wieder eine breite Basis von produktiven Landarbeitern, Bauern zu schaffen wie andere Nationen auch. Mein Vater, der wie gesagt Zionist war und auch diese Vorstellungen vertrat, der bisher sein ganzes Leben lang mit Bankgeschäften befaßt gewesen war, hat seit dem Tag, an dem wir das Land betraten, nie wieder daran gedacht, sich mit so etwas zu beschäftigen; er hat nie wieder eine Aktie in die Hand genommen, nie wieder irgend etwas mit Wertpapieren und Banken zu tun gehabt. Er wollte produzieren. Am Anfang beabsichtigten wir, uns auf dem Land anzusiedeln; das hat aber irgendwie nicht geklappt. Mein Vater wollte andere Sachen produzieren. Er hat schließlich sein ganzes Leben lang physisch schwer gearbeitet.
Was wir in unserer Schule in Palästina über die jüdische Diaspora gelernt haben, war ablehnend und verächt-