Wir haben sicher einer ganzen Generation von Israelis eine bestimmte Weltanschauung beigebracht, nämlich, daß Israel ein Teil des Nahen Ostens ist, eine andere israelische Gesellschaft möglich ist, daß man die Religion vom Staat trennen muß und dieser semi-bolschewistischen Einstellung den Parteien gegenüber ein Ende gemacht werden kann - alles Dinge, die heute in Israel selbstverständlich sind. Damals war das alles sehr revolutionär. Wir haben uns aber gewissermaßen totgesiegt, in zweierlei Hinsicht: Erstens haben wir eine neue Art Journalismus für Israel erfunden. Israelische Zeitungen waren in der Zeit nach der Staatsgründung furchtbar langweilige, konservative, so mittel- oder osteuropäische Blätter, irgendwo zwischen der FAZ und der Prawda. Also altmodische Zeitungen, mit einer altmodischen Sprache. Wir haben nach amerikanischem Muster einen für Israel ganz neuen Journalismus erfunden; das Time Magazine war unser Vorbild. Dafür brauchten wir eine neue Sprache. So haben wir eine neue hebräische Sprache eingeführt, ein gutes Hebräisch, aber dennoch sehr klar und einfach. Ein israelischer Schriftsteller hat das einmal so definiert: Die Sprache von Haolam Hazeh ist eine muskulöse, aber magere Sprache. Sie ist inzwischen von der ganzen israelischen Presse übernommen worden.
In diesem Sinne war Haolam Hazeh nach einigen Jahrzehnten praktisch überflüssig, denn andere Zeitungen kopierten mehr und mehr unseren Schreibstil. In den 50er und 60er Jahren jedoch konnte ein junger Israeli, der seine eigene Sprache, seine eigene Zeitung lesen wollte, aber wirklich nur Haolam Hazeh kaufen.
Wir haben uns jedoch auch politisch totgesiegt. Denn viele unserer ketzerischen oder sehr politischen Themen