zu schreiben, hielt ich eine Rede. Ansonsten war es genau das gleiche.

Die Partei war ein schreckliches Ärgernis für alle. Mein Kollege Amnon Zichroni, ein Rechtsanwalt, war mein parlamentarischer Assistent. Wir haben eine ungeheure Aktivität im Parlament entwickelt. Unsere Ein-MannFraktion hat mehr Gesetzesentwürfe, mehr Vorschläge zur Tagesordnung eingebracht als Parteien, die 40 Mitglieder im Parlament hatten. Das Ergebnis war, daß man nach einem Monat eine neue Parlamentsordnung einführte, um das einzudämmen. Das ist jedoch nicht gelungen. Ich habe in zehn Jahren mehr als 1000 Reden über alle möglichen Themen gehalten.

Nach ein paar Jahren erklärte Golda Meir als Ministerpräsidentin, sie sei bereit, auf die Barrikaden zu steigen, um Uri Avnery aus dem Parlament herauszubekommen. Gerade mit Golda habe ich viele interessante Zwischenfälle gehabt. Wir konnten uns nicht ausstehen. Ich hielt in den 60er Jahren einmal eine Rede über Haschisch und sagte, es sei Unsinn, Haschisch zu verbieten. Und mitten in meiner Rede habe ich mich selbst unterbrochen: "Ich möchte der Abgeordneten Frau Meir antworten." Der Vorsitzende: "Aber Frau Meir hat überhaupt nichts gesagt." Darauf ich: "Ich antworte nicht auf ihre Zwischenrufe, sondern auf ihre Zwischengrimassen." Solche Dinge gab es immerzu. Ich muß sagen, ich habe mich in den ersten Jahren im Parlament sehr amüsiert, als alles noch interessant war.

Hattest du aber Golda Meir gegenüber nicht eine gewisse Ambivalenz? Du hast sie irgendwann einmal als "to¬

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