war ein bekannter Herzchirurg und gab dann alles auf, um Feday (palästinensischer Guerillakämpfer) zu werden. Wir sind uns sehr nahegekommen. Als Person war er mir unglaublich sympathisch. Wir hatten eine Beziehung, die weit über politische Fragen hinausging. Es war eine wirkliche Freundschaft. Aber Sartawi war ein sehr selbständiger Mensch, der seinen Instruktionen immer vorausging; er ist immer weiter gegangen, als er durfte. Er setzte immer sein Leben aufs Spiel, aber auch einige Male seine Position in der PLO, weil er Dinge tat, die ihm teilweise verboten waren. Denn Arafat war sehr darauf bedacht, nicht den Kontakt mit seinen Institutionen und der Masse des Volkes zu verlieren. Deshalb sagte er manchmal, das geht zu weit, wir warten ab; Sartawi hingegen war ein Draufgänger. Natürlich haben wir uns auch gegenseitig aufgestachelt. Wir gingen beide manchmal zu weit hinsichtlich dessen, was in dem jeweiligen Augenblick psychologisch vertretbar war. Er war ein wirklicher Kämpfer mit einem unglaublichen persönlichen Mut, und zwar nicht nur im physischen Sinne. Im Krieg gibt es viele Beispiele persönlicher Tapferkeit; das ist jedoch leicht im Vergleich zum Mut, den man braucht, um Dinge zu sagen, die vom eigenen Volk als Verrat empfunden werden können.
Ich war bis 1981 Parlamentsmitglied. Dann kam 1982 der Libanon-Krieg - eine Katastrophe für alle Seiten. Die PLO war praktisch von der Welt abgeschnitten; die einzige Telefonverbindung bestand zu Sartawis Büro in Paris. Ich sprach von dort aus mit den Palästinensern im eingeschlossenen Beirut und flog einige Male in diesen Tagen nach Paris. Einmal hatte ich ein ganz merkwürdi¬