andere Richtung. Die Terroranschläge der islamischen Fundamentalisten im Lande - und besonders in Jerusalem - haben die große Mehrheit in Israel dazu gebracht, eine "Trennung" zu befürworten. Im Volksmund wird das so ausgedrückt: "Wir wollen die Palästinenser nicht mehr sehen. Wir müssen eine große Mauer zwischen ihnen und uns bauen. Sollen sie doch auf ihrer Seite einen Staat errichten. Die Hauptsache ist, daß sie aus unseren Augen verschwinden." Viele fügen dem hinzu: "Auch in Jerusalem brauchen wir eine Mauer. Sollen sie in ihren Vierteln machen, was sie wollen: einen Staat, eine Hauptstadt, ganz egal. Nur fort mit ihnen aus unseren Augen."
Das ist sicher eine sehr negative Einstellung, weit entfernt von der Vision einer gemeinsamen Hauptstadt. Aber es kann sich positiv auswirken im Sinne des Hegelschen Ausspruchs über die "List der Vernunft" oder Mephistos Selbstbeschreibung im Faust: "Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Denn auf diesem Umweg kommen viele Israelis doch zu dem Ergebnis, daß ein Staat Palästina - mit seiner Hauptstadt Jerusalem - notwendig ist.
Eines ist sicher: Die Verhandlungen über Jerusalem werden äußerst schwierig sein. Dieses Buch soll daher einen Diskussionsbeitrag in Form eines Dialogs zwischen den beiden Konfliktparteien leisten. Azmi Bishara, ein Palästinenser, hat die Israelis, ich, ein Israeli, habe die Palästinenser interviewt. Wir wollen in diesem Rahmen keine Verhandlungen führen das soll den Politikern überlassen sein. Aber wir möchten auf die Möglichkeiten der Konfliktlösung hinweisen, die verschiedenen Einstellungen beleuchten, die historische und religiöse Bedeutung Jerusalems aufzeigen und vor allem Stoff zum Nachdenken geben. Die Vielfalt der Meinungen soll dazu beitragen. Die mit Shimon Peres und Yassir Arafat fest eingeplanten Gespräche kamen, bedingt durch die Entwicklung im