Die ungelöste Jerusalemfrage gilt immer noch als größtes Problem des israelisch-palästinensischen Konflikts. Welche Auswirkungen wird das Thema Jerusalem auf die Friedensverhandlungen haben? Kann der schwerwiegende Konflikt um die Stadt gar noch zum Stolperstein werden?

Ich glaube, daß der Frieden nicht mehr scheitern kann. Der Friedenszug ist schon so weit gekommen, daß er nicht mehr zu stoppen ist. Das Thema Jerusalem ist zwar hochkompliziert; dennoch habe ich die Hoffung, daß sich trotz aller Widersprüche und Mißverständnisse eine Lösung finden läßt.

Wird man in der Jerusalemfrage die religiösen und kulturellen Probleme - ohne sie als mythologisch zu bezeichnen; die Mythologie ist ja ein Teil der Wirklichkeit, und die Menschen glauben in der Regel daran - jemals von den nationalen und politischen Themen trennen können? Oder sind sie bereits untrennbar miteinander verbunden?

Theoretisch kann man zwischen ihnen eine Trennung machen. Aber nur in der Theorie, denn in Wirklichkeit sind diese Gesichtspunkte bei vielen Menschen schon so miteinander verknüpft, daß niemand in der Lage ist, Politik, Religion, Aberglaube, Geschichte und ähnliche Themen auseinanderzuhalten. Auch in den anderen Gesprächen zu diesem Buch wird es Ihnen auffallen, daß bei jedem diese Aspekte miteineinander verflochten sind.

Nach 1967 hatten Sie als Bürgermeister die Aufgabe, die beiden Stadtteile West- und Ostjerusalem zu vereinen. In diesem Sinne gelangte Ihr Name im Laufe der Jahre sowohl in das israelische als auch in das internationale Bewußtsein. Wie haben Sie damals die Infrastruktur für eine vereinte Stadt geplant? Warum war Jerusalem für Sie persönlich viel wichtiger

22