hielten, die Grenze zu überqueren. Da sich dieses Bild mehrmals wiederholte - zuerst waren die katholischen Feiertage, zwei Wochen später die griechisch-orthodoxen und dann auch noch die armenischen -, versuchte ich, mich um die kleinen menschlichen Anliegen zu kümmern. Ich veranlaßte, daß man dort Tee und Suppe verteilte und daß man die Wartezeit auf Stühlen verbringen konnte und ähnliches. Ich dachte, auf diese Weise das Zusammenleben besser gestalten zu können. Dann kam der Sechstagekrieg, der für mich, aber auch für alle anderen, unerwartet war. Wir versuchten alles, um den Krieg zu vermeiden. Wir haben König Hussein von Jordanien verschiedene Botschaften geschickt, um klarzustellen, daß wir keine Angriffsgründe hätten; hätte er uns nicht angegriffen, wäre alles beim alten geblieben. Die jordanische Armee stand jedoch unter Führung eines aus Ägypten stammenden Generals. Nachdem dieser gehört hatte, daß es an der Südfront schlecht aussah, eröffnete er die Offensive von Osten her. Es war an einem Sonntagmittag, während alle Kinder noch in der Schule waren... Ich glaube, daß es nicht notwendig ist, Ihnen diese Geschehnisse weiter zu beschreiben. Sie kennen ja die Geschichte genausogut wie ich. So endete die Sache jedenfalls. Die Araber zogen sich zurück, und die Stadt wurde vereint - zwar nicht durch Kinderbegegnungen, sondern durch das Militär. Diese Entwicklung barg Vor- und Nachteile in sich. Im nachhinein hat sich dann etwas anderes herausgestellt. Das ist alles.
Ich lebe selbst in Jerusalem und las die israelische Presse, insbesondere in den Jahren 1987/88 während der Intifada. Damals wurden Sie öfters gefragt, ob der Vereinigungsprozeß der Stadt gescheitert ist oder nicht. Glauben Sie denn tatsächlich noch, daß die Stadt vereint ist, und wie war Ihrer Meinung nach die Lage vor 1987, das heißt vor Ausbruch der Intifada? Sie sagten, daß Sie sich vor 1967 selbst als Mann der Taten