Es stellt sich offensichtlich heraus, daß es in den zionistischen Debatten zum Thema Jerusalem als Hauptstadt noch nie eine klare Position gab, weder für Shamir noch für Golda Meir.

Ich kann mich nicht erinnern, daß irgendein Jude irgendwann einmal daran gezweifelt hätte, daß Jerusalem die Hauptstadt Israels sein soll.

Sie sind ein säkularer Mensch, der immer wieder Probleme mit den Religiösen bei der Durchsetzung seiner Politik in Jerusalem hatte. Glauben Sie vor diesem Hintergrund nicht, daß die Bedeutung Jerusalems schließlich doch auf den mystischmythologischen Elementen des Zionismus beruht?

Das kann man nicht bestreiten, und damit muß man sich auseinandersetzen. Glauben Sie, was Rabin widerfahren ist, wäre nicht geschehen ohne das Problem Jerusalem?

Die messianische Strömung des Zionismus ist aber ein neues Phänomen.

Die gab es schon bei Herzl.

Ich habe bei Herzl eigentlich keinen Messianismus festgestellt. Ich habe alles, was er über Jerusalem schrieb, gelesen. Er hat die Stadt nicht besonders gemocht. Er beschrieb Jerusalem als unangenehme Stadt mit Menschengedränge, Gestank und so weiter.

Er hat aber auch beschrieben, wie er sie neu erbauen würde. Er dachte nicht einmal daran, eine andere Hauptstadt zu haben.

57