Frau Ashrawi, Sie sind seit Januar 1996 Vertreterin Jerusalems im gewählten Palästinensischen Rat. Geboren wurden Sie in Nablus und leben in Ramallah. Welche Verbindung haben Sie zu Jerusalem ?

Wo ich geboren wurde und wo ich lebe, geht nicht auf einen mysteriösen Zufall zurück. Ich habe einen regulären Jerusalemer Personalausweis, bin mit einem Jerusalemer verheiratet, meine Kinder sind Jerusalemer. Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Alle Palästinenser sind unmittelbar mit Jerusalem verbunden, sei es kulturell, geschichtlich, spirituell oder hinsichtlich ihrer Identität. Es ist eine Quelle von Werten, sowohl für den einzelnen als auch für die Authentizität der kollektiven Wirklichkeit der Palästinenser sowie für die historische Kontinuität.

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen, in beziehungsweise für Jerusalem zu kandidieren. Zum einen, weil ich der Meinung war, daß nationale Wahlen hätten stattfinden sollen, um eine Vertretung aller Palästinenser in Palästina zu ermöglichen. Meiner Meinung nach symbolisiert Jerusalem das Wesen Palästinas und kommt einer nationalen Vertretung am nächsten. Zum zweiten, weil Jerusalem meiner Ansicht nach in den weiteren Friedensverhandlungen die Schlüsselfrage darstellt und wir es beim Verhandeln über Strategien und Repräsentationsmodalitäten zum Kernpunkt eines nationalen Konsenses, einer Einheit machen müssen.

Wird Jerusalem bei den Verhandlungen von größerer Bedeutung sein als die Frage der Siedlungen ?

Es geht nicht darum, was wichtiger ist - beide Fragen sind wichtig, denn es kann kein Volk ohne Land geben. Souveränität ohne das dazugehörige Gebiet kann es nicht geben. Andererseits gibt es kein Palästina ohne Jerusalem in seinem FJer-

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