mallahs von Al-Madma spricht, so ist immer diese eine Stadt gemeint. Eine andere gibt es nicht. Auch in Ramallah bedeutet Al-Madina jedenfalls "die Stadt", und diese Stadt ist Jerusalem.
Ich war damals, wie gesagt, ein kleines Kind. Ich erinnere mich nicht mehr an die Zeit, als ich zwei oder drei Jahre alt war, aber ich muß wohl drei oder vier gewesen sein, als ich mit meinen Eltern nach Jerusalem kam. Die Stadt hat mir schon immer großen Respekt eingeflößt. Jerusalem war und ist stets eine allumfassende Erfahrung, nicht einfach nur eine neue Stadt, die man kennenlernt, oder ein neuer Ort, den man besucht.
Könnten Sie versuchen, den Grund hierfür zu erklären? Was macht Jerusalem für die Palästinenser so einzigartig?
Ein Aspekt ist die religiöse Komponente, die spirituelle ein zweiter. Auch glaube ich, daß das religiös-ritualistische Moment, das Gefühl für die Kontinuität, eine Bestätigung darstellt, einen Nachweis der Authentizität, der Kontinuität und - auch auf der persönlichen Ebene - der tiefen Verwurzelung, der Zugehörigkeit zu etwas viel Größerem als dem Individuum. Es ensteht ein gewisser Stolz - nicht der Stolz zu besitzen, sondern der Stolz dazuzugehören. Man ist voller Ehrfurcht, weil man als Individuum ständig an diese übermächtigen Kräfte, an die eigene kollektive Wirklichkeit erinnert wird sowie auch daran, daß man Teil von etwas ist, was Thomas Wolfe mit den Worten ausdrückte, jeder Augenblick sei das Ergebnis von 40 Millionen Jahren. Und da steht man nun in genau diesem Augenblick. Es vermittelt ein Gefühl von Erhabenheit und Kontinuität, versetzt in den eigenen Kontext und in die richtige Perspektive. Dies ist etwas Individuelles, hat sich meines Erachtens aber für die Palästinenser ins¬