Anglikaner war. Es war also im Prinzip egal, welcher Kirche wir angehörten. In Palästina spielt der Konfessionalismus innerhalb ein und derselben Religion keine besondere Rolle. Man tut sich mit Mischehen nicht schwer.
Als ich in den siebziger Jahren die ersten PLO-Vertreter im Ausland kennenlernte, hat es mich zugegebenermaßen überrascht, welch geringe Bedeutung den Religionen beigemessen wird. Häufig wußten sie nicht einmal, wer Moslem und wer Christ war.
So bin auch ich aufgewachsen. Bei vielen meiner Klassenkameraden und Freunden wußte niemand, wer Moslem und wer Christ war. Ich ging in Ramallah übrigens auf eine französische Quäkerschule, die ebenfalls im 19. Jahrhundert gegründet worden war. Wir zogen von Nablus nach Ramallah, als ich erst ein paar Monate alt war. Zuvor gingen meine Eltern jedoch nach Tiberias und 1948 nach Amman. Von dort zogen sie wieder zurück nach Ramallah. Sie stammen also beide ursprünglich aus dem Westjordanland, haben aber gleichzeitig auch das Flüchtlingssyndrom erlebt.
Viele Israelis versuchen, zwischen dem religiösen und dem nationalen Aspekt der Jerusalemfrage zu unterscheiden. Shimon Peres etwa betont immer wieder, daß man auf der religiösen Ebene zu einem Kompromiß gelangen könne, nicht aber auf der nationalen.
Ja. Aber man kann Jerusalem nicht auf diese Weise fragmentieren. So etwas funktioniert nicht. Wie bereits gesagt, entspricht Jerusalem meiner Meinung nach der Gesamtsumme seiner Komponenten. Der religiöse Aspekt stellt nur einen Teil dar. Ich weise auch immer wieder darauf hin, daß es im Falle Jerusalems nicht nur um die heiligen Stätten geht, be¬