wurde. Wir befinden uns in einem Status quo, der auf die machtpolitischen Konstellationen und die Besatzung zurückgeht. Daher glaube ich in mehrfacher Hinsicht, daß die Belagerung Jerusalems aufgehoben werden muß. Die Siedlungsaktivitäten in und um Jerusalem müssen thematisiert werden. Es muß für die vielen Einwohner Jerusalems, die entweder vertrieben oder zur Umsiedlung gezwungen wurden, die aus wirtschaftlicher Not oder in Ermangelung einer Baugenehmigung wegziehen mußten und ihren Grund und Boden verloren haben, irgendeine Form der Entschädigung geben. Es muß etwas gegen das demographische Ungleichgewicht getan werden, weil in und um Jerusalem viele Israelis leben, die vor allem deshalb angesiedelt wurden, damit eine jüdische Bevölkerungsmehrheit entsteht.
Das palästinensische Jerusalem wird lange schon benachteiligt, und es wird bewußt eine Politik der Verzerrung und der einseitigen Schaffung vollendeter Tatsachen betrieben, die nicht der Jerusalemer Wirklichkeit entspricht. Daher würde ich Jerusalem gerne in vielerlei Hinsicht als eine freie Stadt erleben. Ich möchte die Kontrollpunkte und Absperrungen verschwinden sehen. Die Beschlagnahmung von Grund und Boden muß aufhören. Die enteigneten Böden müssen zurückgegeben werden, und die Palästinenser müssen die Möglichkeit haben, auf ihren Grundstücken zu bauen und ein normales Leben zu führen.
Auch stelle ich mir Jerusalem als eine Stadt vor, in der es das wäre zumindest mein Ideal - nicht jene unsichtbaren Barrieren gibt, die heute deutlich erkennbar zwischen West- und Ostjerusalem existieren. Im palästinensischen Teil, das heißt in Ostjerusalem, fühle ich mich sehr wohl. Es gehört zu meiner Welt, meiner Kultur, meiner Sprache, meiner Wahrnehmung. In Westjerusalem jedoch empfinde ich ein Gefühl völliger Entfremdung, fühle ich mich äußerst unwohl. Ähnlich fremd fühlen sich vermutlich viele Israelis in Ostjerusalem.