Insofern gibt es also zahlreiche unsichtbare Barrieren, die sich sehr konkret auswirken. Wir können sie allerdings nicht beseitigen, indem wir sichtbare Barrieren errichten, sondern nur, indem wir Bedingungen schaffen, die es den Menschen ermöglichen, ihr Leben zu führen, ohne das Gefühl haben zu müssen, daß auf der anderen Straßenseite Feindesland ist. Dies muß jedoch Teil einer umfassenden Friedensregelung sein.

Im Rahmen dieser Ideallösung soll Jerusalem also eine ungeteilte Stadt bleiben, möglicherweise sogar weniger deutlich geteilt als heute.

Ich behaupte nicht, daß Jerusalem ungeteilt bleiben wird. Es ist geteilt, unrechtmäßig annektiert. Ich kann also nicht behaupten, es werde so bleiben, wie es ist, denn es ist ja geteilt. Ich akzeptiere auch nicht die israelische Souveränität beziehungsweise Verwaltungshoheit über Ostjerusalem. Meiner Meinung nach muß Ostjerusalem zuallererst Teil eines palästinensischen Staates sein. Daran führt kein Weg vorbei. Es muß die Hauptstadt eines palästinensischen Staates sein.

Und was ist mit Westjerusalem?

Wenn die Israelis Westjerusalem zu ihrer Hauptstadt machen wollen, in Ordnung - vorausgesetzt, es herrscht rechtliche Gleichstellung. Sie können jedoch nicht West- und Ostjerusalem beanspruchen. Sie können nicht Anspruch auf Westjerusalem erheben und dann unser Jerusalem mit uns teilen wollen - nein, das geht nicht. Wenn sie teilen wollen, teilen wir uns die Stadt als ganze. Außerdem: Wenn es um die nationale Souveränität geht, ist Jerusalem palästinensisch. In der Frage, wie dies in die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort umgesetzt werden kann, muß man von einer Gesamtheit Jerusalems ausgehen, die wiederum mehr wiegt als die Summe ihrer

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