Die Israelis äußern sich über Jerusalem aber nicht realistisch, sondern ideologisch - ungeachtet des jeweiligen politischen Lagers. Meiner Meinung nach sollte die Jerusalemfrage aber nicht ideologisch, sondern realistisch angegangen werden, weil man diese Frage nicht außerhalb der nationalen Frage beziehungsweise des Friedensprozesses lösen kann. Sie ist Bestandteil des Friedensprozesses, steht auf der Tagesordnung der Verhandlungen und sollte entsprechend den Kriterien der Formel "Land gegen Frieden" - die ja im Prinzip bereits 1967 in der UN-Resolution 242 festgelegt wurde - gelöst werden.

Sind wir nicht alle insofern auf die eine oder andere Art bezüglich Jerusalem ein wenig paranoid, als wir alle pragmatisch und realistisch sein wollen und uns mit den Gegebenheiten vor Ort befassen, während gleichzeitig unsere Köpfe voll sind mit Gefühlen, Emotionen, Religion und Ideologie?

Natürlich, das gilt für beide Seiten. Eine Lösung für Jerusalem darf jedoch nicht ideologisch ausfallen - ungeachtet der eigenen Bindungen. Gleichzeitig kann sie die vollendeten Tatsachen nicht einfach hinnehmen und zu ihrem Ausgangspunkt machen - sonst könnten wir ja gleich die Besatzung als Gegebenheit akzeptieren und uns danach richten. Seit 1967 haben die Israelis die Oberhand, weil sie das Westjordanland besetzt halten. Sie konnten daher vollendete Tatsachen schaffen, die völlig unnatürlich sind. Wenn man also diese Gegebenheiten in eine Lösung einbezieht, so bedeutet dies, daß solch ein Lösungsansatz die Saat weiterer Auseinandersetzungen in sich trägt. Genau das passierte auch mit dem OsloAbkommen für die Übergangsphase. Wer sich auf ein derart mangelhaftes Abkommen einläßt, muß sich auf Instabilität und potentielle Konflikte gefaßt machen.

Sie gehören bekanntermaßen zu den Kritikern dieses Abkommens.

83