Sie wohnen nicht mehr in Jerusalem. Die Gegend um Arad ist zwar sehr schön, aber zum Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv ist es doch sehr weit. Warum leben Sie so weit von Jerusalem entfernt?
Nun, die Geschichte ist sehr prosaisch. Ich habe einen Sohn, der vor zwölf Jahren schweres Asthma bekam. Die Ärzte meinten, daß die Luft der Wüste und die Schönheit der Berge gut für ihn seien. 1986 zogen wir um - aber nicht von Jerusalem aus. Ich verließ Jerusalem schon, als ich 14 Jahre alt war. Es war ein Teil meiner Rebellion gegen meinen Vater. Mit 14 Jahren entschied ich, daß ich in nichts so sein wollte wie er eine absolute Rebellion. Mein Vater war Intellektueller - ich wollte Traktorfahrer werden. Er stand als Revisionist politisch rechts - ich wurde Sozialist. Er war ein Stadtmensch ich wollte Kibbuznik werden. Ich machte also einen Aufstand, brach die Verbindungen ab und ging in den Kibbuz. Heute weiß ich, daß nur ein Teil meiner Bemühungen Erfolg hatte. Ich erreichte mein Ziel nicht vollständig, aber doch halbwegs. Ich kehrte jedoch nicht nach Jerusalem zurück. Mein Aufstand war nämlich zum Teil auch eine Rebellion gegen Jerusalem. Und hierbei spreche ich über das Jerusalem der vierziger und fünfziger Jahre.
Das erinnert ein wenig an einen Aufstand der Zionisten in der Diaspora.
Nein. Es war meine ganz persönliche Rebellion gegen die Tatsachen, gegen die Symbole meiner Umgebung - und meine Umgebung war voller Symbole. Nichts war wirklich, alles hatte eine Bedeutung. Jeder Stein, der von seinem Platz bewegt wurde, hatte eine Bedeutung und mußte interpretiert werden. Das Leben bestand aus Ritualen, und auch die Intellektuellen hatten ihre Rituale. Die Leute saßen die ganze Zeit