wäre. Als ob es verdoppelt werden müßte. Als ob "Ewigkeit" oder "bis ans Ende aller Tage" multipliziert länger wäre als die Ewigkeit.
Beinahe in der gleichen Woche erhielt ich einen Brief von der Friedensgruppe Gush Shalom, unterzeichnet von Uri Avnery. Auch dieser meinte, daß Jerusalem nicht geteilt werden dürfe, auch er schrieb von unserem Jerusalem. Nur, daß er von "unser aller Jerusalem" schrieb: dem Jerusalem der Juden, der Moslems, der Christen; von uns allen als Angehörigen einer Generation. Das eine der beiden Schreiben war ein Brief, das andere ein Aufruf, aber als ich sie genau betrachtete, bemerkte ich, wie sehr sie einander ähnelten. Mit dem Aufruf gegen die Teilung Jerusalems leugnet man die Tatsache, daß Jerusalem bereits geteilt ist. Was sollen die Worte "Jerusalem darf nicht geteilt werden?" Man sollte besser schreiben, daß Jerusalem wieder eins werden soll; das wäre wunderbar! Nur sage mir jemand, wie das geschehen soll.
Wenn es darum geht, die Tatsachen zu erkennen, gibt es eine Denkblockade - sowohl bei den Linken als auch bei den Rechten. Was heißt das, Jerusalem nicht teilen? Ich zeichne Ihnen eine Linie und zeige Ihnen bei Nacht genau, wo die Stadt geteilt ist! Diese Grenzlinie überschreiten Jerusalemer nur, wenn sie dazu gezwungen sind. Wer nicht unbedingt muß, überschreitet sie nicht. Deshalb behaupte ich, daß die Stadt heute stärker geteilt ist als zur Zeit meiner Kindheit. Auch damals gab es Orte, wohin zu gehen ich mich fürchtete. Orte, von denen man sagte, ich solle dort nicht hingehen. Es gab Orte, die sehr weit weg schienen, weil es so lange dauerte, dorthin zu gelangen. Wir gingen dahin, wenn meine Eltern mich auf einen "exotischen" Spaziergang mitnehmen wollten. Wir nannten es beispielsweise "ins Ausland gehen", wenn sie mich ins Wadi Joz führen wollten oder in eines der arabischen Dörfer wie Isawiya, das "exotischste" Dorf in der Umgebung von Jerusalem. Aber wir gingen dorthin. Nicht im¬