jemand einen palästinensischen, israelischen oder jordanischen Paß hat. Das wäre ein Modell, welches vielleicht am besten den Mosaikcharakter von Jerusalem widerspiegeln würde.

Ich bin zum Beispiel sehr daran interessiert, daß Mea Shearim ein autonomes Gebiet wird und ihm dadurch der "Sprengstoff" genommen wird. Seine Bewohner sollten die Verbindung mit Israel einschränken, denn diese Verbindungen bereiten sowohl uns als auch ihnen Mühe. Es gibt keinen Grund, die Ultraorthodoxen, die nicht mit dem Staat Israel zurechtkommen, nicht ihren eigenen Weg gehen zu lassen. Wir könnten eine gemeinsame Müllabfuhr und Kanalisation haben, gemeinsame städtische Dienstleistungen, warum nicht? Und wenn ich von Mea Shearim spreche, dann meine ich auch noch andere religiöse Gruppen. Vielleicht wird es in Jerusalem nicht nur die zwei unabhängigen Gebiete von Israelis und Arabern geben, sondern fünf oder ich weiß nicht wie viele.

Jede israelische Regierung nach 1967 tendierte dazu, Jerusalem nicht einzugrenzen, sondern im Gegenteil es immer weiter auszudehnen. Die Tendenz war also nicht, Jerusalem auf vier Quadratkilometer zu beschränken, sondern immer mehr Gebiete mit einzuschließen, bis es schließlich weit mehr Quadratkilometer umfaßte - und das nicht nur aus mythologischen oder religiösen Gründen. Immer mehr Israelis erklären immer mehr Gebiete für heilig. Selbst in Beit Hanina finden sie plötzlich Gräber.

Außerdem ist die Frage bei der Begrenzung Jerusalems: wo wollen sie beginnen zu verhandeln ? Zwischen Jerusalem und Ramallah ist fast kein Meter mehr unbebaut, ebenso zwischen Jerusalem und Bethlehem. Es gibt so gut wie kein unbebautes Land mehr! Es gibt aber etwa eine halbe Million Menschen, die Hälfte Araber, die Hälfte Juden; was soll man mit denen machen? Selbstverständlich kann man, wie die Politiker es gewöhnlich tun, einfach eine künstliche Grenze ziehen.

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