ben. In Amman war immerhin kein Krieg, und er hatte dort die Unterstützung der Beduinen. Es kann aber auch sein, daß die Engländer ihn beeinflußten und ihm empfahlen, die Hauptstadt nicht nach Jerusalem zu verlegen. Hätte er es jedoch getan, hätte Israel nichts dagegen tun können. Vielleicht hat er sich aber auch vor der arabischen Welt gefürchtet. Möglich, daß es eine starke Fraktion innerhalb der arabischen Staaten gegen diese Idee gab. Vielleicht hatte es die Arabische Liga verboten. Auch die Saudis hätten es wohl nicht mit Stillschweigen hingenommen, denn auch sie hatten Ambitionen auf Jerusalem.
Jedenfalls verlegte Ben-Gurion die Hauptstadt 1949/50 von Tel Aviv nach Jerusalem. Es war eine politische Entscheidung. Auf diese Weise zog er gewissermaßen in das israelische Stalingrad. Die Folge war, daß man in der Bevölkerung Jerusalems Helden sah, denen eine Belagerung bevorstand. Zu dem Zeitpunkt, als Ben-Gurion vorschlug, die Hauptstadt Israels in Kurnub zu gründen, dachten Golda Meir und Moshe Sharet übrigens darüber nach, sie in Rehovot anzusiedeln, weil dort das Haus von Chaim Weizmann stand.
Wo liegt dieses Kurnub eigentlich?
Etwa 25 Kilometer südlich von Arad in der Wüste Negev. Die Israelis nennen es heute Mamshit. Es handelt sich dabei um die Reste einer alten Nabatäerstadt. Ben-Gurion schlug, wie schon gesagt, Kurnub vor, weil es genau in der Mitte des Landes lag. Ähnlich wurden Brasilia oder Canberra in zentralen Gegenden angelegt. Auch Ben-Gurion sah Jerusalem als eine historische Stadt. Er meinte jedoch, wir bräuchten eine Hauptstadt, die eine andere demographische Basis haben sollte. Ben-Gurion war kein Wüstenromantiker, aber er hatte eine interessante Auffassung davon, warum das Volk Israel in die Wüste gehen sollte - nicht nur wegen Bewässerungsanla¬