wohl er ein liberaler, nichtreligiöser Mensch war? Er wäre erschrocken, weil er fürchtete, daß wir ausradiert würden, weil wir nur ein kleines Volk sind. Ich verstehe seine Gefühle. Stände ich an seiner Stelle, würde ich ebenfalls sagen: "Gebt mir ein Land mit einem hohen Zaun! Und je weniger Araber es in diesem Land gibt, desto besser!"

Ich stehe auch auf den Schultern Ben-Gurions, der die gleichen Ängste hatte. Aber weil ich auf seinen Schultern stehe, kann ich sagen, daß ich bereit bin, mich zu öffnen, mich mit ihnen zusammenzutun, mich anzunähern. Allerdings unter einer Bedingung: Ich verlange von niemandem, sich zu ändern, so daß auch von mir niemand fordert, daß ich mich ändere. Das letzte Mal, als ich mit einer Gruppe Palästinenser und Juden über dieses Thema gesprochen habe, war die Antwort: "Ja, aber ihr müßt Euch ein bißchen an den Nahen Osten anpassen." Ich fragte: "Was heißt das? Wenn das so verführerisch ist, dann kommen wir von alleine. Wenn es aber nicht verführerisch ist, dann will ich auch nicht. Verführt uns! Ich bin bereit, mich verführen zu lassen. Zeigt mir, daß die Lebensweise des Nahen Ostens - was auch immer das ist - mir so gut gefällt, daß ich mein Leben ändern möchte. Dann komme ich mit Vergnügen. Wenn ihr mich aber nicht verführt, komme ich nicht." Das gleiche gilt auch umgekehrt. Es ist ein für beide Seiten offenes Spiel. In dem Moment aber, in dem man mir sagt, du mußt dies und jenes ändern, bekomme ich Angst. Eine Familie - wenn hier eine Familie gegründet wird muß mich von Grund auf akzeptieren. Es ist unmöglich, zur Romantik Spaniens im Mittelalter zurückzukehren.

Es muß ja zunächst auch keine Familie sein. Vielleicht einfach nur eine Gemeinschaft.

Ganz genau. Man braucht eine Gemeinschaft. Der Ausdruck, den ich seit dem Oslo-Abkommen von 1993 gebrauche, ist

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