Geschichte an diesem Ort konzentriert. Seit ich zurückdenken kann, habe ich dieses Phänomen studiert, und noch immer habe ich das Gefühl, erst am Anfang des Weges zu stehen, der mich dahin führen soll, die Geschichte jeder Vereinigung zu kennen. Wir haben es hier, wie gesagt, mit einer Stadt zu tun, die eine Vielzahl von Historien hat. Verschiedene Menschen besitzen verschiedene Bruchstücke des Spiegels ein jeder, eine jede kann den Widerschein unterschiedlicher Aspekte erkennen. Wenn Sie und ich jeweils einen Spiegel in der Hand halten, sehen Sie aus Ihrem Winkel etwas anderes als ich. Und es ist die Summe all dessen, was Jerusalem zu etwas Besonderem macht. Dabei wirkt es sich ungemein störend aus, wenn es jemand darauf abgesehen hat, alle Spiegel zugunsten eines einzigen, des "richtigen" Spiegels zu zerschlagen. Dies ist für mich etwas sehr Germanisches im negativen Sinne: das Bestreben, eine einzige, absolute Wirklichkeit zu schaffen. Meiner Meinung nach ist dies etwas Grundlegendes - dieser ganze Symbolismus. Man spricht nicht über Jerusalem, vielmehr wurde es zu einer Art heiligen Kuh, zu etwas, über das man nicht verhandeln kann. Ich würde beispielsweise gerne einmal junge Israelis in Stadtteile wie Wadi Joz, Shufat, Beit Hanina oder El Wad kommen sehen und beobachten, wie sie von Jerusalem sprechen; dies sind ja alles Jerusalemer Stadtviertel, wie sie zu ihrer kollektiven Identität gehören, wie sie zu dem gehören, was sie als das Ihre betrachten. Sie werden feststellen, daß dort ein völlig anderer Rhythmus herrscht, eine andere Einstellung. Wir müssen Mittel und Wege finden, dieser Vielfalt gerecht zu werden, statt Zwang auszuüben oder Planierraupen einzusetzen, um illegale Bauvorhaben zu vereiteln, nachdem die Genehmigung verweigert wurde. Es ist ein äußerst komplexes Problem.
Wie haben Sie die Besatzung erlebt?