kitschige Politik von "Jerusalem 3000" veranlaßt manche Palästinenser, sich darauf zu berufen, daß sie die Kanaaniter seien, die schon vor 5000 Jahren hier gelebt hätten. Aber was wäre, wenn morgen archäologische Grabungen durchgeführt würden und sich herausstellte, daß es vor den Kanaanitern bereits irgendein anderes Volk gegeben hat?

Die Hethiter zum Beispiel.

Hethiter, Myser oder wer auch immer, die Ägypter vielleicht. Hieße das dann, daß alle hier einpacken könnten und sich höherrangige Ansprüche durchsetzen würden? Wie bereits gesagt, kam mein Vater 1918 hierher, und ich habe nicht im geringsten das Gefühl, weniger das Recht zu haben, hier zu leben als jemand, der vor 10 000 oder 15 000 Jahren hier gelebt hat. Diese ganze Argumentationslinie, mit der tagtäglich polemisiert wird, könnte ruhig ad acta gelegt werden. Wenn man hier 1933/34 angekommen ist, hat man dasselbe Recht wie jemand, der bereits zehn Generationen früher hier war. Wo soll man denn die Grenze dafür ziehen, daß jemand einem Land angehört? Wo setzt man eine Grenze, wenn Menschen sich einem Ort verbunden fühlen? Welche Zeitdauer ist ausschlaggebend? In normalen Gesellschaften sind es fünf oder zehn Jahre, oder es gibt bestimmte Bedingungen. Aber die hiesige Denkweise, daß man sich darauf beruft, seit fünf oder zehn Generationen im Land zu sein, diese Idee, daß man einen umso höheren Anspruch hat, je weiter man zurückblikken kann - das ist ein törichtes Argument; ich halte es für gefährlich. Man versucht weiterhin, sich darauf zu berufen, statt sich zu fragen, was das eigentlich soll, was mit einer solchen Interpretation überhaupt unter Beweis gestellt werden soll.

Es geht dabei vor allem um den eigenen Exklusivitätsanspruch.

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