Genau, und ich glaube, es wäre wunderbar, inklusive Beziehungen zu schaffen, statt solche, die von Ausgrenzung geprägt sind. Die Schönheit Jerusalems besteht darin, daß man seinen eigenen Spiegel besitzt, aber auch die Freude genießen kann, in andere Spiegel zu blicken. Wenn wir uns auf eine Gesundung hinbewegen wollen, dann kann man aus diesem Ort keinen Monolithen machen. Wir kommen an einen Punkt, an dem wir erkennen, daß der Zionismus ebenfalls eine Bewegung mit vielen Spiegeln ist. Die jüdische Gesellschaft umfaßt viele Spiegel. Ich habe nie die Ansicht vertreten, daß die jüdische Gesellschaft, der Yishuv oder der Zionismus nur eine einzige Facette aufweisen. Sie sind ebenfalls reich an Facetten. Es gibt Menschen wie Shulamit Aloni oder Uri Avnery, der beispielsweise ein erklärter Zionist ist, und im Vergleich dazu vielleicht jemanden aus einer rechtsextremen Partei was haben diese Menschen noch gemeinsam? Da wäre die Bereitschaft, im selben Land, unter demselben Himmel, im selben Wirtschaftsraum zu leben. Aber den Palästinensern, den Arabern in Israel geht es nicht anders, und daher kann man diese Region erweitern, kann die Nachbarn miteinbeziehen, um zu einer völlig neuen Bewertung der Beziehungen zu gelangen, statt zu versuchen, an dieser auf ethnische Säuberung bedachten Einstellung festzuhalten, die unser Land befallen hat. Irgendwo glaube ich, daß die israelische Gesellschaft eines Tages unter anderem endlich begreifen wird, daß Israel zum Nahen Osten gehört, daß es nicht prinzipiell Teil der europäischen Gesellschaft ist.

In der arabischen Gesellschaft gab es früher keinen Antisemitismus. Hier und da mag es zwar eine antijüdische Haltung geben, aber dasselbe könnte auch zwischen den Clans zweier Stämme auftreten. Es kommt vor, daß ein Stamm einem anderen den Untergang wünscht, aber dabei handelt es sich nicht um diese systematische, gut durchdachte und berechnete Vernichtung. Insbesondere was die islamische Kul¬

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