Königen sogar einen höheren Status zugewiesen. David und Salomon beispielsweise gelten in der jüdischen Überlieferung als Könige, während sie in der moslemischen Tradition Propheten sind. Das Edikt Omars symbolisiert diesen Gedanken der Toleranz. Soviel zum Hintergrund.

Um über die Zukunft zu sprechen: Meiner Meinung nach ist die Verwirklichung der Idee eines gemeinsamen Kondominiums durchaus möglich. Das wichtigste bei der Lösung der Jerusalemfrage ist der politische Wille zur Lösung. Wenn man sich darauf beruft, daß es einem gehöre, daß man nichts zu verhandeln habe, gibt es keinen Ausweg. Gibt man zu, daß das Problem existiert, und sucht man nach einer Lösung, so findet man sie mit dem entsprechenden politischen Willen.

Mein Freund John Whitbeck ist Völkerrechtler in Paris. Er ist auch der Ansicht, daß die Lösung durch ein Kondominium möglich ist. Das liefe darauf hinaus, die Stadt vertikal oder horizontal zu teilen. Ich glaube nicht, daß sie sich vertikal teilen ließe, doch könnte sie horizontal geteilt werden. Dem Begriff nach wäre eine gemeinsame Souveränität denkbar.

Eine gemeinsame Souveränität über die gesamte Stadt?

Über ganz Jerusalem. Wenn man von einer gemeinsamen Souveränität spricht, dann heißt das natürlich, daß die arabischen Viertel unter palästinensischer Verwaltung und Hoheit stehen. Das gleiche gilt für die jüdischen Viertel. Jerusalem ist einerseits eine konkrete Stadtgemeinde, andererseits ein Symbol in den Herzen der Menschen. Ungeteilt, aber auf die beschriebene Art gemeinsam verwaltet, könnte Jerusalem zu einem Symbol der Aussöhnung und der Hoffnung für Juden, Christen, Moslems und die ganze Welt werden. Natürlich hat man es mit einem vielfältigen Symbolismus zu tun, dem man

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