unsere Zusammenkunft ein Erfolg sein wird, besteht eine wesentlich höhere Aussicht darauf, als wenn ich prophezeie, daß wir uns streiten werden. Vielleicht ist dieser Optimismus typisch für jemanden, der auf die eine oder andere Art im Bildungswesen tätig ist, aber es gibt gute Gründe für diese Haltung.

Sie wohnen im armenischen Viertel der Altstadt von Jerusalem. Wenn Sie sich von der politischen auf die menschliche Ebene begeben - wie wird Jerusalem dann ausseh en? In welcher Form würde Ihnen die Stadt gefallen ?

Zunächst einmal wird die Altstadt bleiben, wie sie ist, da keine Möglichkeit besteht, sie zu verändern. Sie ist übervölkert. In der Altstadt gibt es auf dem einen knappen Quadratkilometer mehr als 400 Bereiche für Plätze und Heiligtümer. Andererseits ist die Art und Weise, in der sich Jerusalem ausdehnt, ökologisch äußerst bedenklich. Ich denke dabei an die gewaltigen Brücken, die vielen neuen, breiten Straßen und dann noch diese Politik der Ampeln. Jeden Tag, wenn ich von Ramallah nach Jerusalem fahre, habe ich das Gefühl, daß beispielsweise die Ampeln bei Shufat absichtlich so geschaltet sind, daß sie Fahrten von Ost nach West gegenüber solchen von Nord nach Ost begünstigen. Ich habe mich einmal mit Moshe Amirav darüber unterhalten, und er bestätigte, daß es diese Ampel-Politik gibt. Selbst so etwas wird politisiert: Die Fahrt von Ramot Eshkol zum Französischen Hügel oder zum Hadassah-Krankenhaus soll reibungsloser verlaufen als die Fahrt in die palästinensischen Stadtteile. Man sieht dort fast keine Verkehrsstockungen, während es von Norden nach Süden, zum Beispiel von Ramallah nach Jerusalem, lange Staus gibt. Um die Probleme der jüdischen Siedlungen östlich von Jerusalem zu lösen, werden in Shufat nun diese großen Brükken gebaut. Ein weiterer Faktor ist der Bau von Autobahnen,

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