alle diese Entwicklungen einseitig vollzogen worden sind, ohne Beteiligung der Palästinenser.
Zur Kommunalwahl für Westjerusalem etwa kandidierten zwei Parteien. Die eine nannte sich "Ein Jerusalem", die andere "Vereintes Jerusalem". Wenn man sich während dieses Wahlkampfes von einem Taxifahrer auf der Jaffa Road zum Jaffator fahren lassen wollte, so tat er dies, aber an jeden anderen Ort hätte er einen nicht hingebracht; er hätte wahrscheinlich in neun von zehn Fällen nicht einmal gewußt, wohin man wollte. Zu der Zeit, als man von "Ein Jerusalem" und "Vereintes Jerusalem" sprach, stieß man beispielsweise an den palästinensischen Schulen auf eine völlig andere Identität, auf andere Fahnen, andere Lieder - eine andere Identität eben. Es handelt sich dabei nicht nur um ein Symbol wie das Orient-FIaus, vielmehr sind auch das gesamte Schulwesen, die Jugendclubs, die gesamte Einstellung völlig anders.
Es ist absolut unmöglich, ein Viertel mit Gewalt zu beanspruchen, vor allem dann, wenn dort Menschen leben. Wenn niemand dort wohnt, sieht die Sache schon anders aus. Aber mit den Menschen gibt es eine lebendige Erinnerung, ein kollektives Gedächtnis und vor allem ein Identitätsbewußtsein. Einige israelische Wissenschaftler haben ein Buch verfaßt, und auch sie erkennen dies an. Das Buch heißt - wir leben ja im Zeitalter der Semantik - Living Separately Together [Getrenntes Zusammenleben], So etwas nenne ich einen Euphemismus. Aber es findet eigentlich keine Beteiligung statt. Als die Israelis beispielsweise vor ein paar Jahren ganz stolz verkündeten, sie stellten nun in Ostjerusalem endlich die Mehrheit 152 000 Juden gegenüber 148 000 Arabern -, habe ich aus eigener Anschauung gelernt, daß Statistiken nicht immer die Wahrheit darstellen, sondern häufig eine Manipulation der Wahrheit. Meiner Ansicht nach gibt es mindestens 100 000 Palästinenser, die von dieser Statistik übergangen worden sind. Mindestens 100 000 Palästinenser wurden in dieser Zählung