nähme durch die verschiedenen Siedlergruppen. Die erste Phase begann unmittelbar nach 1967, am 10. Juni, um genau zu sein, als das marokkanische Viertel niedergerissen wurde. Offiziell wurde diese Operation damit begründet, daß man einen Zugang habe schaffen müssen. Die Israelis behaupteten, man wisse um das heikle Gleichgewicht in der Stadt, man verfüge aber lediglich über die Westmauer und müsse daher diese Slumgebiete entfernen, da sie eine Gefahr für die israelischen Elite-Fallschirmeinheiten darstellten, wenn diese dort unter der Parole "Masada wird nie wieder fallen" vereidigt werden oder wenn Tausende von Menschen dort feiern. Das Zauberwort im Zusammenhang mit dieser Operation war also "Zugang" - man wollte freien Zugang zur Westmauer. Im April 1968 wurden dann per Anordnung 116 Dunam (1 Dunam entspricht 1000 qm) Land konfisziert. Bei dem fraglichen Gebiet handelte es sich um das Areal des jüdischen Viertels. Den meisten israelischen Quellen zufolge - einschließlich denen von Benvenisti - gehörten den Juden jedoch zu keiner Zeit mehr als zwölf Prozent des jüdischen Viertels. Und wenn sich Palästinenser vor Gericht zur Wehr setzten, wie Mohammed Burkan, entschied der oberste israelische Gerichtshof nach sieben oder acht Jahren Bedenkzeit, daß Herr Burkan zwar einen unanfechtbaren Anspruch auf sein Eigentum habe, jedoch nicht dort wohnen könne. Die Begründung des obersten Gerichtshofs lautete, Jerusalem habe einen besonderen Charakter, die Altstadt bestehe aus vier Teilen. Man ließ sich detailliert darüber aus, wie die Jordanier von 1948 bis 1967 die Juden ihrer Rechte beraubt hätten, und das Gemeinschaftsinteresse überwiege folglich das individuelle Interesse Herrn Burkans. Und insofern wurde das jüdische Viertel einem britischen Lehrbuch zufolge "Arab-rein". Natürlich wurde nicht gesagt, daß der Grund für die hermetische Abriegelung der Grenzen zwischen 1948 und 1967 darin bestand, die ungefähr 600 000 palästinensischen Flüchtlinge

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