die sich oft nur einen Tag in der Altstadt aufhalten. Damals blieben die Menschen zwei Wochen oder länger. In den sechziger und siebziger Jahren existierte diese Tourismuswelle noch nicht. Damals gab es nur Pilger und solche, die Verwandte in Jerusalem hatten. Da sie länger blieben, konnte man mit ihnen leichter in Kontakt kommen. - Ich habe also sehr viele Erinnerungen an die Altstadt vor 1967.
Für Sie war Jerusalem damals also die Altstadt. Sheikh Jarrah zum Beispiel gehörte schon nicht mehr dazu?
Nein. In den fünfziger und sechziger Jahren war Sheikh Jarrah ein Wohnviertel für eine bestimmte Elite unserer Gesellschaft, für die Reichen. Sie kamen nur in die Altstadt, um einzukaufen, Dinge zu besichtigen und die Moschee zu besuchen. Aber sie lebten nicht in der Altstadt. Selbst Silwan war ein Dorf bei Jerusalem, nicht in Jerusalem. Insofern war für mich als Kind Jerusalem die Altstadt.
Und was war für Sie die Weststadt ?
Eine Welt, über die ich, wie schon gesagt, als Kind vor 1967 kaum Informationen hatte. Das waren die Feinde, die Unmenschen, die Leute mit so vielen Vorurteilen, das waren die Bösen und Schwachen, die wir irgendwann von der Karte ausradieren würden. Die Westseite Jerusalems, das waren aber auch die jüdischen Kinder, die auf der anderen Seite der Grenze bei Musrara standen. Wir haben einander damals mit Steinen beworfen. Das war Westjerusalem für mich; mehr wußten wir wirklich nicht.
Wie haben Sie die Besatzung erlebt?