Schrecklich. 1966 sind wir von der Altstadt nach Silwan gezogen und wohnten etwa 50 m außerhalb des Dungtors, also nicht weit von der Klagemauer entfernt. Während der Kämpfe auf dem Zionsberg gab es dort ziemlich viele jordanische Soldaten. Aufgrund der vielen Bombardements zwischen Jordaniern und Israelis hatte mein Vater Angst. Also brachte er uns, alle elf Kinder, in die Altstadt zu meinem Großvater. Er dachte, das sei sicherer als außerhalb; er nahm an, die Juden würden die Altstadt nicht bombardieren. Ich glaube, wir haben nur zwei oder drei Nächte dort verbracht, dann war der Krieg vorbei, und wir konnten nach Hause zurückkehren. Auf dem Rückweg merkten wir plötzlich, daß es kein marokkanisches Wohnviertel mehr gab - alles war dem Erdboden gleichgemacht. Das war meine erste schreckliche Erfahrung. Ich kannte dieses Viertel sehr gut. Ich bin zuvor täglich mindestens zwei-, dreimal durchgelaufen, wenn ich zum Geschäft meines Vaters oder zur Schule ging. Ich kannte viele Kinder dort, mit denen ich immer auf der Straße gespielt habe. Das erste, was ich mich fragte, war: Wo sind sie jetzt? Was war mit ihnen passiert? Da fingen wir alle an zu weinen. Ich hatte meinen Vater noch nie weinen gesehen; meine Eltern hatten einfach die Fassung verloren. Der ganze Platz vor der Klagemauer war voll mit Soldaten und orthodoxen Juden. Sie sangen und tanzten. Die Soldaten mit ihren Waffen schrien mein erstes Erlebnis mit der israelischen Besatzung. An der Klagemauer haben sie dann zwei von meinen älteren Brüdern verhaftet. Wir gingen aus dem Haus und liefen etwa hundert Meter; wir sahen keine Soldaten. Als wir von der Hauptstraße in Richtung Klagemauer gingen, trafen wir auf Soldaten und kamen nicht an ihnen vorbei. Meine Brüder waren Ende 20 beziehungsweise Anfang 30. Einer war gerade aus Damaskus zurückgekehrt, wo er sein Studium abgeschlossen hatte; der andere war Rechtsanwalt. Es waren junge, kräftige Burschen. Natürlich erwarteten wir, daß sie nicht mehr zurück¬

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