mehr auf solche Stellen im Koran. Die koranische Lehre und Tradition wird uns jedoch weiter begleiten - wahrscheinlich für immer. Die Mehrheit der Bevölkerung denkt aber politisch, das heißt pragmatisch. Ich denke daher nicht, daß man gezwungen ist, eine Lösung für den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis im Koran zu suchen. Dann würden wir den Koran zwingen, und das möchte ich nicht. Ich glaube, es gibt eine solche Legitimation, weil die Mehrheit der Palästinenser sagt: "Wir wollen das so." Das andere ist Religion. Die religiös orientierte Minderheit muß somit eine Rechtfertigung für sich finden. Die politische Rechtfertigung jedenfalls ist da: Die Mehrheit will solch eine Lösung - dafür müssen wir nichts ausgraben.

Nehmen wir an, beide Völker sind bereit, einen Kompromiß zu schließen, das heißt, es kommt zu einem Idealzustand: einem Staat Palästina und einem Staat Israel. Wie sehen Sie dann die Zukunft Jerusalems ?

Ich denke, man muß für Jerusalem nicht nur eine Ideallösung finden, sondern auch eine realistische. Diese realistische Lösung muß Verwirklichungsmöglichkeiten beinhalten - ohne das wird es uns nicht gelingen, Modelle für Jerusalem zu finden. Wir müssen zuerst die Fakten nennen. Das erste Faktum ist: In Jerusalem leben zwei Völker. Beide haben ihre besondere Beziehung zu dieser Stadt, ohne zu sagen, was von der anderen Seite als richtig oder falsch angesehen wird. Tatsache ist, daß beide mit Jerusalem verbunden sind und keine Seite das Recht der anderen ignorieren kann. Das zweite Faktum: Jerusalem ist vereint, zumindest physisch. Jede Teilung wird somit unmöglich, auch international gesehen. Politisch gesehen ist es also zu spät, Jerusalem noch einmal in zwei Teile zu teilen. Aber wir müssen auch sehen, daß Jerusalem kulturell, sprachlich und religiös geteilt ist. Drittens: Wir wissen nicht,

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